Laufen? Ich?
- imkeulrich
- 22. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, meinte einst Herman Hesse – ich meine: Nicht immer! Meine erste Berührung mit dem Laufsport war jedenfalls wenig zauberhaft: Eine Freundin überredete mich Ende der 1980er-Jahre mit ihr laufen zu gehen, „zwei Kilometer bis zur Brücke“ hieß die Devise. Schier endlos und unfassbar anstrengend war das für mich. Danach waren jegliche Laufambitionen für etliche Jahre erstmal passé. Ski-Gymnastik, Aerobic, Jazzdance – alles war mir lieb, aber laufen, nein, nichts für mich.
Laufen, um zu verlieren
Bis ich 2004 schwanger wurde und danach plötzlich 30 kg schwerer war … Hilfe! Aus Mangel an Betreuungsmöglichkeiten suchte ich einen Sport, der sich mit dem Baby kombinieren ließ – und da dieses nur im Kinderwagen friedlich war, fing ich an zu joggen. Es war ein ganz normaler Kinderwagen, kein Babyjogger, wie es sie heute gibt, aber es ging. Die Kilos purzelten – und als ich gerade wieder mein Ausgangsgewicht zurückhatte, kündigte sich 2007 das zweite Kind an. Wieder 30 kg mehr auf der Waage … das Gleiche also nochmal von vorn.
Laufen, um sich herauszufordern
Laufen konnte ich, im Gegensatz zu anderen Sportarten, wann immer sich eine Möglichkeit bot, auch mit den Kindern in meinen Alltag einbauen – ideal! 2015 dann fragte mich eine Freundin, ob wir nicht mal an einer Laufveranstaltung teilnehmen wollten, und zwar am „women’s run“, der vier Kilometer durch den Hamburger Stadtpark führte. Vier (!) Kilometer, das erschien mir unmöglich und unschaffbar, doch es ging – und machte großen Spaß!
Laufen, wann immer möglich
Ich hatte Blut geleckt: Nun steigerte sich die Zahl der Laufveranstaltungen von Jahr zu Jahr und mit ihr die Zahl der gelaufenen Jahreskilometer, dem Murren der Familie zum Trotz. Laufen wurde zu meiner Passion! Ich lief immer mehr, immer länger und immer öfter auf Laufveranstaltungen. Die Medaillen motivierten mich und ich freute mich, aus der Mutter-Bubble rauszukommen. Laufen war meine Me-Time (und ist es bis heute). Ich entdeckte Instagram für mich und die dortige Laufcommunity, die mich extrem motivierte, mich auf Laufveranstaltungen aufmerksam machte, mir attraktive Laufstrecken zeigte. Sehr nette Kontakte ergaben sich. Wie wertvoll die Community ist, wie inspirierend engagierte Trainer und wie schön Gruppenläufe sind, spürte ich auch durch die Teilnahme an den zahlreichen Lauftreffs, die es in Hamburg gibt. Ich kaufte mir eine Laufuhr, shoppte Equipment und Kleidung und war buchstäblich laufend unterwegs, wann immer es sich mit dem Familienleben kombinieren ließ.
Laufen, um Spaß zu haben
Die Kinder wurden größer – und Schritt für Schritt hatte ich wieder mehr Freizeit. Heute laufe ich rund 2000 Kilometer im Jahr, habe unzählige Startnummern, Medaillen und Urkunden angesammelt, zahlreiche Halbmarathons sowie sieben Marathons gefinisht und einige verrückte Läufe auf die Beine gestellt, unter anderem lief ich an meinem 49. Geburtstag im Tortenkostüm sechs Mal um die Außenalster. Ich nahm mehrfach im Ren(n)tierkostüm am „St. Pauli xmass-run" teil, war beim Sylt-Lauf von List nach Hörnum unterwegs, rannte mehrfach durch Berlin, auf Dienstreisen vor Meetings etc.
Laufen, um zu leben
Laufen ist mein Lebenselixier, es hält mich schlank, gesund und ausgeglichen. Seit 2022 gebe ich meine Laufbegeisterung als nebenberuflich selbstständige Lauftrainerin an andere weiter. Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, NICHT zu laufen. Wenn mir das damals auf dem Weg zur Brücke jemand gesagt hätte, hätte ich wohl lachend abgewunken.